sven kalden
Titel. Kerbhölzer XXL | Ginibank
Datum. 2022
Ort. Rolandufer (Senat für Finanzen)
Material. Robinienholz, verzinkter Stahl / Lärchenholz, Stahl lackiert
Größe. approx.200 x 165 120 cm (H/B/T)
Der Hintergrund
Das Projekt Kerbhölzer XXL bezieht sich auf die bis zum 19. Jahrhundert verwendete Möglichkeit, Schulden von Geschäftspartnern, Privatpersonen oder der öffentlichen Hand in ein gespaltenes Stück Holz einzuritzen und damit für beide Seiten zu bilanzieren.Kerbhölzer wurden damit wie Geld verwendet.Einen Teil des Holzes bekam der Schuldner den anderen Teil der Gläubiger. Die Ritzungen zogen sich über beide Teile, sodass wenn diese wieder zusammengefügt wurden, die Passgenauigkeit und die Maserung über die Echtheit Auskunft gab. Es war fälschungssicher.
Schuld & Glaube
Ein weiterer, heute wenig beachteter Aspekt, der Schuld und Haben miteinander verbindet, ist, dass durch das geteilte Kerbholz die Zusammengehörigkeit zwischen Schuldner und Gläubiger verdeutlicht wird. Denn auch heute garantiert der Schuldner dem Vermögenden sein Vermögen und beide Seiten befinden sich damit eigentlich auf Augenhöhe. Heute allerdings wird die Schuld moralisch geringer bewertet als das Vermögen, was sprachlich und in Anlehnung an die religiöse Schuld noch mal verstärkt wird.
Es fällt auf, dass heute bspw. der Schuldenstand einer Stadt, einer Kommune, eines Landes bekannt ist, ihre Gläubiger aber in der Regel nicht benannt werden. Es werden generell negative Vermögen zuschreibbar, während hohe Vermögen anonym bleiben. Auf den Kerbhölzern sind zwar die 14 Gläubigerkategorien benannt, aber wer im einzelnen wieviel Schuldet ist hier raus nicht abzulesen.
14 Kategorien
Das Projekt Kerbhölzer XXL hat sich diesem Schuldverhältnis angenommen und die Kerbhölzer auf das heutige Schuldverhältnis von Berlin und seinen 14 Gläubigern bezogen. Diese Kategorien verraten zwar noch nichts über die konkreten Gläubiger, aber die sind leider meist anonym.